Daten sind heutzutage einfach zu produzieren und billig zu speichern, bzw. auszuwerten. Im Internet ist (fast) alles öffentlich und selbst wenn wir davon ausgehen, daß Bilder in sozialen Netzwerken nur unseren Freunden zugänglich sind ist das nicht unbedingt so.
Besonders bei sehr sensiblen Daten, die sich nicht nicht mehr verändern lassen, ist es überaus schwierig, wenn diese in die falschen Datenbanken geraten. Ein Gesicht, der Fingerabdruck, ein Verhaltensmuster, ein Gesundheitsstatus oder körperlich eindeutige Merkmale können nie wieder gelöscht werden wenn die Daten einmal das Haus verlassen haben.
Peinliche und private Fotos sind schwer wieder einzufangen, ebenso Kommentare. Telefone verpetzen unser Verhalten auch wenn wir selbst gar keines haben. Konzerne kennen unsere Freunde besser als wir selbst und wissen wer, wen, wann betrügt. Und das Alles meist ohne unsere Zustimmung, oft gibt es einfach keine Wahlmöglichkeit oder es geschieht indirekt. Anders als früher, als man sich in der Dorfwirtschaft nur manchmal im kleinen Kreis an eine “bsoffene Gschicht” erinnert, führen Videos von “bsoffenen Gschichten” zum Rücktritt ganzer Regierungen wie 2019 in Österreich und bleiben oft jahrelang im Netz. Richtig gefährlich wird es, wenn z.B. das eigene Leben als Politaktivist, Whistleblower o.ä. von der Anonymität abhängt. Kulturell betrachtet ist es zudem völlig anders, wenn die Beteiligten der “bsoffenen Gschicht” aus der Dorfwirtschaft gemeinsam älter werden und sich die Rezeption der Nacht ändert. Informationen im Internet bleiben….
Auf struktureller Ebene können Daten sehr viel mehr preisgeben, als manch einem lieb ist. Wird unsere Krankenversicherung teurer, wenn uns das Handy dabei erwischt ständig nachts im Späti einzukaufen und Alkoholmissbrauch vermutet? Werden wir nur einen Kredit bekommen, wenn der Score, der sich aus unserer Fahrweise mit dem Auto ableitet Zuverlässigkeit unterstellt? Bekommen wir überhaupt eine Krankenversicherung, eine Wohnung, eine Arbeit, einen Kredit wenn der Taxidienst weiß, daß wir zu bestimmten Zeiten an komische Orte fahren? Sind unsere Daten nicht bereits heute ein Teil einer Maschinerie der Verurteilung ohne Richter, bzw. einer Gesetzgebung durch Algorithmen?
Auf einer noch größeren Eskalationsstufe muss gefragt werden: können Algorithmen am Ende ganze Staaten in eine Krisenhafte Situation bringen, wie man es z.B. beim Brexit vermutet?
Nicht zuletzt müssen wir ethische Fragen zum Datenschutz klären, z.B. wenn das Handy über eine schwere Krankheit früher bescheid weiss als der Nutzende. Haben wir ein Recht auf Nicht-Wissen?
Seit der DSGVO haben wir für Einiges grundlegende Schutzmechanismen. Wir haben ein Recht über unsere Daten zu bestimmen, es wurde die Kategorie der “besonders schützenswerten Daten” eingeführt und es gibt ein Recht auf Vergessen werden.
Nun liegt es an Uns dieses Recht einzufordern und einen Kulturraum zu schaffen in dem wir die Zukunft unserer Daten gestalten.